Die Anfänge Mitte des 19. Jahrhunderts


Fast keine öffentlichen Grünanlagen  -  keine Spazierwege  -  unbefestigte Straßen  -  keine Straßenbäume  -  keine Schutzhütten  -  keine Aussichtsanlagen  -  keine Aussichtstürme


Stuttgart im Jahre 1861: Die Stadt hat 61.000 Einwohner, sie hat wie das Königreich Württemberg die Hungerjahre zu Beginn des Jahrhunderts, den Vormärz und die Restauration hinter sich gelassen. Industrie, Handel und Dienstleistung blühen auf, eine gewisse innere Liberalisierung greift um sich. Turn- und Singbewegungen, wie auch allgemeine kulturelle Bestrebungen, sind schon seit rund 20 Jahren im Wachsen und Werden und auch institutionell verfestigt.

Allein: Das äußere Bild der Stadt hält mit der inneren Verfassung des Gemeinwesens nicht Schritt. Die königlichen Schlossgartenanlagen waren zwar für die Bevölkerung nie ganz verschlossen, zu dieser Zeit aber eben nur sonntags unter Aufsicht livrierter Wächter betretbar. Ansonsten gab es keine öffentlichen Grünanlagen außer dem Trinkpavillon in der Bopseranlage.

Nach einem am 12. und 14. Juli zuvor in der Ortspresse veröffentlichten Aufruf kamen am 15. Juli 1861 auf der Silberburg, einem beliebten Ausflugslokal, unerwartet viele (so das Gründungsprotokoll) Personen zur Gründung des Vereins zusammen. Nur 2 Tage später trat König Wilhelm der I. dem Verein bei und übernahm auf Bitten des Vereins die Schutzherrschaft.

Noch im Sommer und Herbst diesen Jahres begann eine Vereinskommission mit der Begehung der Markung der alten Residenzstadt und der Erstellung eines Planes zur Ausführung von Anlagen zur Aussicht, Erholung etc. pp. Ein Faksimile dieses Planes finden Sie in der Bildergalerie.

Schon 3 Monate nach der Gründung zählte der Verein 350 Mitglieder.

Durch große Spenden von Handel und Industrie, Privatpersonen und vor allem aber der königlichen Familie hierzu in Stand gesetzt, begann der Verein sofort mit umfangreichem Grunderwerb auf der Karlshöhe, Ameisenberg, Haigst, Wernhaldenwald und anderenorts.

Auch innerstädtische Verschönerungsaufgaben, wie die Neugestaltung des Feuersees und seiner Umgebung, wurden schnell mit großem Elan angegangen. Der Vereinsbericht aus dem Jahre 1886 über die ersten 25 Jahre der Tätigkeit des Verschönerungsvereins enthält zu jedem Jahrfünft mehr als ein Dutzend eigenständige Schöpfungen von Anlagen, Spazierwegen, größeren Baumanpflanzungen etc. pp.

In diesem ersten Abschnitt der Geschichte des Vereins fällt auch die Planung und Errichtung der beiden früheren Aussichtstürme, des Hasenbegturmes und des Kriegsbergturmes.

Die dem Verein von der Stadt gegen Aversalentschädigungen übertragene Errichtung und Unterhaltung der öffentlichen Grünanlagen nahm ein so großes Ausmaß an, dass ein eigener Gartenbauinspektor und bis zu 40 Arbeiter die Produktion von zwei eigenen Baumschulen in der Stadt unterbrachten.

Die Ursache für diese ungewöhnliche Konstruktion der Aufgabenerfüllung sehen wir in dem seinerzeitigen Staatsverständnis. Im 19. Jahrhundert begriff die Staatsrechtslehre den Staat als Nachtwächterstaat, der sich im Wesentlichen auf Polizey-Aufgaben in den Bereichen Gebäude, Gewerbe, Steuern und öffentliche Ordnung zu beschränken hatte.

Aufgaben der Daseinsvorsorge im weiteren Sinne, wie sie heute unter dem Stichwort der freiwilligen Aufgaben (ggf. nach Weisung) Teil der kommunalen Aufgabentrias sind, begriff man damals noch nicht als kommunal-staatliche Aufgaben. Es gab ja auch keine öffentlichen Kindergärten, Hallenbäder, Kinderspielplätze, Sportanlagen etc. pp.

Die ersten Anfänge der diesbezüglichen Arbeit  -  Kinderspielplatz in der Bopseranlage, Kinderspielplatz auf der Karlshöhe, Eisbahn am Stöckach und Rodelbahnen oblagen im 19. Jahrhundert auch dem Verschönerungsverein.

Es ist an dieser Stelle nicht möglich, die Vielfalt der Vereinsschöpfungen auch nur annähernd zu beschreiben. Für den interessierten und geneigten Leser verweisen wir auf unsere Publikation der CD-Rom mit den älteren Festschriften, die Sie in der Geschäftsstelle erwerben können.


Erhard Bruckmann
Vorsitzender

Bildergalerie

Unter "weiter" öffnet sich die Seite mit einigen Bildern zur Geschichte des Vereins 1861 bis 1902.

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